Herkunft / Traube:
| Apulien, Salento / 90% Primitivo del Tarantino, 10% Aglianico |
Land: | Italien |
Jahrgang: | 2015 |
Alkoholgehalt: | 14% |
Geschmacksrichtung: | Trocken |
Verschluss: | Sehr guter Kork |
Preis: | 4,99€ |
Bewertung: 4 von 5
Geruch/Blume
Sehr grün die erste Nase, feuchter, gammelnder Grasschnitt, dazu ein paar mäßig trockene Tannine. Das Grüne nimmt noch vor dem Schwenken stark an Präsenz ab - wie die ganze Blume; immerhin kommt so etwas Frisches, leicht Fruchtiges zum Vorschein. Deftige Schweißnoten nach dem Schwenken. Erwartbar frischer die zweite Nase, leicht alkoholisch der leicht stechende Aufzug, der auch die Charakterisierung der Frucht behindert, die sich eigentlich zeigen möchte.
Geschmack/Mundgefühl
Nachdem die Blume so gar nichts vom Vorgänger hat, ist man jetzt besonders gespannt auf den Geschmack: Und auch hier keine Ähnlichkeit, zumindest der Beginn ist bar jeder Adstringenz, die noch den 2014er Primitivo del Tarantino explodieren ließ. Im Gegenteil: Der Vis ist durch die Bank mild und mit großem Volumen ausgestattet; schon der erste Schluck lässt sich zudem Zeit, bis er durch den Mundraum hindurch ist, und verschafft zum Schluss reichlich rote Bäckchen. Der Wein ist wunderbar fruchtbetont, hat außerdem einen reichen Anteil milder Tannine, die sich in der Blume nur andeuteten - was zu einer schönen Struktur fühlt, gepaart mit reichlich "Fleisch", und so zu einem ausgeprägten Charakter beiträgt.
In der Frucht undeutlich, etwas Kirsche, doch auch mehr als Spuren der so gerne genannten "dunklen Beeren" (wenn man es nicht wirklich weiß). Ein herber Kontrast zum Abgang hin ist mehr Hoffnung denn Fakt, zwar vorhanden, aber schon recht schwach.
Die Säure ist überraschend mineralisch, vor allem aber zeichnet sie ein anderes Adjektiv aus: "harmonisch". Nur das leicht Zeit-verzögerte *burb* zeugt davon, dass mehr vorhanden ist als man merkt. Ein harmloser Belag ist noch kein Pelz... Dafür wird das Mundgefühl mit der Zeit spürbar wässriger, vor allem, wenn der Wein - wie oben beschrieben - "durch" ist durch den Mundraum.
Abgang/Nachgeschmack
Auch wenn der Primitivo am hinteren Gaumen wenig zu bieten hatte, zieht sich das fein-Herbe bis in den Abgang - natürlich in Maßen.
Der Nachgeschmack ist der wunde Punkt dieser Verkostung, denn es gibt praktisch keinen. Der Wein ist - trotz aller zuvor erworbenen Meriten - praktisch von einem auf den anderen Moment verschwunden - wohl weggespült... Nur noch etwas Klebriges, das wenigstens einen Hauch von Karamell hat, erinnert daran, einen Wein verkostet zu haben.
Fazit:
Ein Geschmack macht noch keinen Sommer... um ein Sprichwort etwas umzudeuten! Ich war fest entschlossen, dem Vis Primitivo die "5" zuzugestehen. Aber zum Schluss schwächelt er doch zu stark. Abnehmendes Volumen, zunehmende Wässrigkeit im Mundgefühl und der fehlenden Nachgeschmack - das kann keine "5" mehr werden.
Dennoch ein richtig guter Wein. Und problemlos die "Aktuelle Empfehlung".
Da dieser zum zuletzt verkosteten Jahrgang vor allem in den Spitzen keinerlei Ähnlichkeit zeigt, wurde auf die Referenzierung auf den
2014er Vis im Text verzichtet.
Bemerkung:
Die 14Vol/% Alkohol dieses Weines bemerkt man - ausnahmsweise - mal umgehend: Schon nach einem Glas fühlt man sich beschwipst und nicht mehr fahrtüchtig. Was man auch sicher nicht mehr ist!