Herkunft / Traube: | Chianti / ? (Sangiovese) |
Land: | Italien |
Jahrgang: | 2012 |
Alkoholgehalt: | 12,5% |
Geschmacksrichtung: | trocken |
Verschluss: | Plastik |
Preis: | 2,29€ |
Bewertung: 3 von 5
Geruch/Blume
In der ersten Nase fruchtig, mit einem deutlich grünen Einschlag, und so ungewöhnlich kurz, dass beim nach-Riechen praktisch nichts bleibt. Noch ungewöhnlicher: Auch anfängliches Schwenken entlockt dem Wein - abgesehen von ein paar sanften Tanninen - tatsächlich nichts! Reichlich unwirsch wird der Wein geschwenkt, bis er die weiße Fahne hisst - jetzt kommen die Gerbstoffe mehr zur Geltung, etwas Steinstaub hinzu - und das war's dann auch. Und so schwer, wie die Noten dem Wein zu entlocken waren, so umgekehrt proportional schnell sind sie auch wieder futsch.
Geschmack/Mundgefühl
Erleichterung macht sich breit: Es ist doch Wein im Glas! Und gar als Chianti zu erkennen. Mit ansprechendem Volumen und rasch eingeleitetem Speichelfluss ist der Wein sehr präsent im ersten Moment. Die trocken-holzigen Gerbstoffe des Vorgängers bestimmen den geschmacklichen Eindruck, das Volumen bleibt konstant und so ansprechend wie zu Anfang. Sehr herbe Frucht begleitet - Sanddorn, Holunder vielleicht -, ohne bitter zu sein. Ebenso hat es etwas Grünes bis in den Geschmack geschafft, das irgendwie an den Geruch der Rinde erinnert, die man als Kind in langen Streifen von Haselnuss-Stecken abgezogen hat, um damit zu flechten - ungewöhnlich. Würde aber zu dem unsprezifisch-Grünen der allerersten Nase passen.
Die Säure ist überaus mineralisch, ein feiner Belag überzieht den gesamten Mundraum - grenzwertig, aber doch nicht wirklich Pelz.
Abgang/Nachgeschmack
Recht ausgeprägt der Abgang, irgendwie frisch, mit null Analogie zum Geschmack. Im Nachgeschmack dann wieder reichlich herb, die Frucht oxidiert, es bleibt die bekannte Apfelkitsche, dazu der Belag.
Fazit:
Als Chianti - auch nur im Geschmack - grade so eben zu erkennen, in Summe wirklich trocken, herb, ohne Adstringenzen. Und so komplett anders als der 2011er...
Obwohl er sicher nicht über eine "3" hinauskommen kann (s.o.), wird es wohl nicht das letzte Mal sein, dass der 2012er Chianti von LIDL im Einkaufswagen gelandet ist: Dies überaus Herbe, Trockene, hat seinen Reiz - und wird ein guter Antagonist, falls es mal tags zuvor bei einer Verkostung zu fruchtig zugegangen sein sollte.