Herkunft/Traube: | Alentejano/ ?
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Land: | Portugal |
Jahrgang: | 2015 |
Alkoholgehalt: | 13,5% |
Geschmacksrichtung: | Trocken |
Verschluss: | Guter Kork
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Preis: | 2,79€ |
Bewertung: 4 von 5
Geruch/Blume
Mit sehr tanninreich-holzig auf der einen, fruchtbetont auf der anderen Seite eine komplexe erste Nase. Die Frucht selbst ist ungewöhnlich und hat etwas von Pfirsich, nein eher Mirabelle. Weicher nach dem Schwenken. Zwar fehlt die Frucht nun gänzlich, doch die Tannine nehmen ihren Platz ein, verändern und verbreitern sich (von holzig zu dumpf), sodass es in der zweiten Nase nicht weniger komplex zugeht.
Geschmack/Mundgefühl
Sehr mild vor dem Einziehen der Luft, danach kraftvoll, betont herb und mit ansprechendem Volumen. Von der Mirabelle jetzt so gar nichts mehr, dafür steht der hintere Mundraum reichlich in Flammen, was bereits mit dem nächsten Schluck abzuklingen beginnt, wie das Herbe auch, und nicht weiter ablenkt.
Die Stirn in Falten tue ich mich etwas schwer, weitere Details des Geschmackes... zu finden... und zu benennen. Der Almocreve wird bestimmt vom milden Mundgefühl und der feinen, omnipräsenten und harmonischen Säure, die fruchtig im vorderen und mineralisch im hinteren Bereich ist. Es dauert ein wenig, bis klar wird, dass es sich um grüne Noten handelt, die sich anfangs verstecken, später aber mehr hervortreten und in Richtung feuchten, alten Grasschnittes gehen (hier wieder einmal die Bemerkung, dass feuchter Grasschnitt auch bei mir nicht auf den Teller kommt - es ist lediglich eine Assoziation). Gerbstoffe kommen hinzu wie von frisch geschälter Rinde.
Hat man den Wein hier "durchschaut", wird er umso besser. Parallel wieder etwas fruchtiger, diesmal aus der Zitrusfraktion (ist die Mirabelle eine Zitrusfrucht? Ich weiß es nicht...), Richtung Mandarine und durchaus etwas Zitrone. Ein leichter Belag addiert sich nur ganz kurz zum Pelz, verschwindet dann schnell und hinterlässt den Eindruck von Struktur sowie etwas "Fleisch".
Noch ein "leider": Leider addiert sich der Belag über die Zeit. Unangenehm.
Abgang/Nachgeschmack
Sehr schmal der schmal-herbe Abgang. Ausgerechnet im Nachgeschmack wird die Säure janusköpfig und zeigt ihre unangenehm Seite - was den Wein dann die "5" kosten wird -, hier ist es wirklich reichlich sauer, und sowohl Zunge als auch hinterer Gaumen beginnen erneut zu kokeln. Sonst kaum Berichtenswertes, wahrscheinlich überdeckt von Vorgenanntem. Immerhin nicht noch Oxidation zur Pappe oder Ähnlichem, der Wein vergeht und - als hätte er mich gehört - bringt ganz zum Schluss eine Apfelnote von derart deutlichem Golden Delicious, dass man ihn praktisch vor sich sieht - was es nicht alles gibt.
Fazit:
Irgendwie sind portugisische Weine immer eine Herausforderung. Nicht nur deswegen halte ich stets Ausschau nach ihnen, sie sind meist komplex, körper- und strukturreich. Und kraftvoll.
So auch der Almocreve. Fast über-komplex. Leider mit einigen Schwächen.
Die Stärke ist jedoch sicher, dem Weinfreund eine interessante halbe Stunde beschert zu haben, einen komplexen, leicht widersprüchlichen und strukturreichen Wein verkostet zu haben. Doch der sich addierende Pelz kostet den Wein schlussendlich noch die "Aktuelle Empfehlung".
Nachträge:
Das babylonische Sprachengewirr auf dem hinteren Etikett ist eines sicherlich: albern!
Und eines ist dieser Kandidat sicherlich nicht: "halbtrocken", wie es auf jenem Etikett vermerkt ist.
Die Bezeichnung "Tinto" lässt vermuten, dass es sich um eine Cuvée handelt, jedenfalls habe ich sonst keinen Hinweis auf eine Traube gefunden in dem Gewirr.
Und: Nur 13,5 Vol/% Alkohol - der Wein hat "Wumms" wie 15...